Gesundheitlich angeschlagen, müssen die Glarner Volleyballerinnen dem aggressiven Tabellenletzten den Sieg überlassen.
«Als ehemalige Toggenburg-Spielerin wollte ich heute natürlich unbedingt gewinnen», meinte die Glarner Mittelblockerin Joanna Mazzoleni nicht dem Spiel. «Wir wurden vom starken Service in die Enge getrieben, aber es war nicht nur dies, auch der hohe Block überraschte uns und wir fanden lange nicht ins Spiel.» Die Bezeichnung «Überraschung» ist leicht untertrieben, denn was Glaronia in der ersten Viertelstunde zeigte, war beinahe unterirdisch, doch es gab Gründe dafür.
Glaronia ohne Plan B
Topscorerin Daria Szczyrba hatte sich bei einem kleinen Unfall im Haushalt am Fuss verletzt, Mittelblockerin Ivana Bulajic trat trotz Grippe zum Spiel an. Nun rächte sich, dass es Glaronia nicht gelungen war, eine dritte Mittelblockerin zu verpflichten und dass die jungen Aussenangreiferinnen im Laufe der ersten Saisonhälfte nie wirklich im Team ankamen und auch wenig Einsätze erhielten. Trainer Filip Brzeziński blieb nichts anderes übrig, als Luana Behluli, die zweite Libera, als Aussenangreiferin einzusetzen. Die Juniorin kann diese Position spielen – das zeigt sie in Glaronias U23-Team, doch jetzt fehlte ein Backup auf der Liberaposition und dies wirkte sich dramatisch aus.
Toggenburg zerlegt Glaronia mit dem Service
Die Glarnerinnen strahlten Optimismus aus und verzichteten zu Beginn auf die angeschlagene Topscorerin. Beim Spielstand von 0:11 musste die Polin dann aufs Feld, denn die Glarner Annahme war inexistent, was auch daran lag, dass die Libera einen schlechten Tag einzog, aber nicht nur. Auch die übrigen Annahmespielerinnen trugen ihre Verantwortung und man muss den Toggenburgerinnen zugestehen, dass sie hervorragend servierten. Nach dem Satzverlust war die Moral am Boden und es erstaunt, dass Glaronia überhaupt wieder ins Spiel fand.
Glarnerinnen halten dagegen
«Wir waren taktisch richtig vorbereitet und konzentrierten uns auf die Amerikanerin Kortlyn Henderson im Diagonalangriff, die dann auch sehr erfolgreich war», resümierte Mittelblockerin Joanna Mazzoleni, die nach Spielende zur Besten im Glarner Team gewählt wurde. Offenbar stimme der Plan, doch bei der Umsetzung haperte es. Im zweiten Satz waren die Gäste nur noch leicht überlegen und im dritten spielten die beiden Teams auf Augenhöhe. Doch Toggenburg war aggressiver, wurde von einer Schar mitgereister Fans toll unterstützt und überzeugte durch Siegeswillen, während die Glarnerinnen oft einen Schritt zu spät kamen und nur über kurze Phasen zu ihrem gewohnten Spiel fanden.
Glaronias Mühe mit der Favoritenrolle
Marcel Erni, Urgestein und Trainer bei Toggenburg freute sich riesig über den Sieg im Derby: «Wir haben diese Saison bisher fast alles verloren, und sowas tut richtig gut, auch fürs Team.» Aus einheimischer Sicht hätte dies nicht unbedingt in Glarus geschehen müssen, doch Glaronia hat so seine Schwierigkeiten, auf dem Papier schwächere Teams zu bezwingen: Bereits die jungen Züricherinnen von Academy hatten sich in der Vorrunde die ersten Punkte gegen Glaronia geholt.
Raiffeisen Volley Glaronia - Raiffeisen Volley Toggenburg 0:3 (7:25, 20:25, 23:25) – Kanti Glarus - 200 Zuschauer – Spieldauer: 62 Min. – Schiedsrichter: N. Hefti, M. Becker.
Glaronia: Brzezińska, Mazzoleni, Wilhite, Szczyrba, Helm, Bulajic, Behluli, Djuric, Egger, Heer, Addiechi. Coach: F. Brzeziński, D. Aebli.
Toggenburg: Werfeli, Henderson, Keller, Petris, Lewis, Suriano, Payano, Schnegg. Coach: M. Erni, P. Brunner
Peyton Wilhite (6) und Joanna Mazzoleni (5) versuchen Toggenburgs Julibeth Payano zu bremsen. (Foto Jaime Fernández del Río)
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